Golden Shine

Die Idee
Komplette Einhüllung des Gebäudes mit einer goldenen Kupferlegierung. Der Entwurf der Gestaltung der Fassade mit unterbrechungsfreien Ecken der Schindeln stammte von uns.
Kompletter Fassadenaufbau mit Unterkonstruktion, Dämmung, Tragkonstruktion in Form eines Trapezblechs, Schindelverkleidung.
Fassadenfläche: 500 m² Schindeln.
Dachflächen: 360 m² Doppelstehfalz, 160 m² Schindeln, 145 Stück Lüftungslamellen.
Material: Kupferlegierung.
Oberfläche: Gold.
Dicke: 0,7 mm




Vom Gedanken zum Papier
München, Tegernseer Landstraße. Das Schmuckstück liegt versteckt. Um zwei Ecken muss man gehen. Dann steht man vor der goldenen Fassade. Wie eine Schlange winden sich die Fassaden vom Gelände bis in die Höhe, geometrisch keiner Linie folgend, im Dach, das kein Dach ist, endend. Was man von außen nicht sieht, ist die Fassade hinter der Fassade. Die äußere Wand ist gebaut wie die Verteidigungsmauer einer Burg. Dahinter liegt der Fluchtweg aus den Geschossen, endend in einer Tapetentür, kaum wahrnehmbar in der Burgmauer.
All das mit Schindeln zu verkleiden bedeutet: messen, messen, messen. Man beginnt am Sockel, baut auf, zieht Linien ums Eck, misst weiter, legt Neigungen an, beginnt zwanzig Meter entfernt die zweite Montage – und am Ende müssen sich die Schindeln von zwei Fassaden auf den Millimeter genau treffen. Wenn nicht? Dann war die Arbeit umsonst. Dann muss alles wieder zurückgebaut werden, und man beginnt von Neuem. Alles in allem nicht einfach.

Drei Herausforderungen
Erste Herausforderung: Nicht nur die horizontalen Linien mussten sich treffen, sondern auch die vertikalen. Kreuzfugen – die hohe Kunst. Keine Möglichkeit, Fehler auszugleichen. Es musste passen. Es gab keine andere Chance.
Zweite Herausforderung: Alle Fugen sind geneigt. Keine Wasserwaage, kein Laser. Nichts. Oldschool. Messen, Linien um das gesamte Gebäude anlegen und immer wieder prüfen.
Dritte Herausforderung: Man begann nicht an einer Stelle mit der Montage, sondern musste geometrisch bedingt an zwei Stellen, zwanzig Meter voneinander entfernt, starten – und sich in sechs Metern Höhe auf den Millimeter genau treffen.



Finale Umsetzung
Das Dach? Ganz ähnlich. Dach oder kein Dach – das war hier die Frage. Die letzte Geschossdecke: wasserdicht. Darauf die Lüftungsanlage, kubikmeterweise Luftbewegung. Wohin? Durch das Dach. Wie? Lamellen im Stahlbau. Soweit, so einfach.
Dacheindeckung? Schindeln. Form: Parallelogramm. Lamellen? Im Rahmen. Form: Parallelogramm. Fugenbild? Durchlaufend – wie die Schindeln. Toleranzen? In den Schindeln kaum, im Stahlbau viele. Und nun?
Wir entwickelten ein Konzept, das mit genau diesen Bedingungen umgehen konnte. Die Lamellengitter wurden nicht im Stahlbau befestigt, sondern auf einer ausgleichbaren Tragkonstruktion oberhalb des Stahlbaus. Somit konnten sie sinnbildlich „schwimmen“ und sich dem Fugenbild der Schindeleindeckung anpassen. Raster anlegen, einmessen, Linien ziehen – los ging’s. Und es funktionierte.


