Die Zahl 1 in Gold, skizziert von Mike Fleischer.

Das Projekt

In Gießen erhebt sich das Theaterlabor der Justus-Liebig-Universität als ein architektonisches Juwel. Die Fassadenverkleidung des Gebäudes präsentiert sich als überlagerte Fassade, kunstvoll gestaltet von hjp Architekten aus Würzburg. Für dieses herausragende Projekt wurde uns der German Design Award 2021 verliehen. Die Anmutung ist geprägt von einer feinen Faltung des Metalls, das das Gebäude in elegantem Schwarz und strahlendem Gold umhüllt und so eine zeitlose Schönheit verkörpert.

Kompletter Fassadenaufbau mit Unterkonstruktion, Dämmung, Fassadenbahn und Fassadenverkleidung

Fläche Gold: ca. 500 m²

Material: golden gefärbter Edelstahl

Dicke: 0,6 mm

Fläche Schwarz: ca. 550 m²

Material: beschichtetes Lochblech

Dicke: 1,0 mm

Die Zahl 2 in Gold, skizziert von Mike Fleischer.

Vom Gedanken zum Papier

Vorhang auf

„Wir haben hier eine Anfrage zu unserem goldenen Material. Kannst du dir das bitte anschauen?“ – das war der Anruf eines Materialherstellers, der schließlich in der Verleihung des German Design Award 2021 mündete. Für hjp Architekten entwickelten wir die technisch anspruchsvolle Umsetzung der Fassade. Wie immer, wenn etwas leicht erscheint, liegt die Arbeit im Detail verborgen.

Mit seiner goldenen Fassade hebt sich der Bühnenkörper als homogener Block hervor. Er ragt über die Technik-, Sozialräume und das Foyer hinaus und umschließt sie. Im Bereich des Foyers taucht die Außenfassade in den Innenraum ein, verkleidet Türen, Nischen und Technikbereiche und verlässt ihn an der gegenüberliegenden Seite wieder. Ein gelochtes schwarzes Blech, das einem Theatervorhang gleicht, umhüllt das Foyer. Es hebt sich im Bereich des Eingangs, öffnet den Blick nach innen und umschließt an den anderen Fassaden den Bühnenkörper. Der Entwurf schafft eine dreigliedrige Fassade: nur Gold, nur Schwarz und Schwarz über Gold.

Die Zahl 3 in Gold, skizziert von Mike Fleischer.

Drei Herausforderungen

Die Faltung des Metalls ähnelt dem Faltenwurf eines Vorhangs: in Gold kleine Falten, in Schwarz doppelt so groß. Unser erster Gestaltungsanspruch – keine sichtbare Befestigung – ließ sich hier nur teilweise umsetzen. Im goldenen Bereich befestigten wir die Elemente mit goldfarbenen Nieten. Für das schwarze Vorhangblech verwendeten wir schwarze Schrauben mit Dichtscheiben, die sich nur bei genauem Hinsehen erkennen lassen.

Ein Vorhang hängt – unsichtbar am oberen Ende befestigt. Daher kam für uns die übliche linienförmige Unterkonstruktion nicht infrage, da sie das Erscheinungsbild zerstört hätte. Gemeinsam mit unserem Statiker entwickelten wir trapezförmige Halter, die in den schmalen Untergurten der goldenen Faltung befestigt wurden. Sie passten sich den schwarzen Faltungen an.

Ein weiterer Anspruch war die Gestaltung der Gebäudeecken ohne Brüche. Die Verkleidung läuft nahtlos um die Ecken. Um dies zu erreichen, passten wir die letzten zwei Elemente vor der Ecke wie eine Ziehharmonika an. So trafen sich die Faltungen beider Seiten exakt und unauffällig.

Die Zahl 4 in Gold, skizziert von Mike Fleischer.

Finale Umsetzung

Unsere Unterkonstruktion folgte drei unterschiedlichen Einbausituationen: nur Gold, Gold mit Schwarz und nur Schwarz. Im Bereich Schwarz diente die Fassadenbahn gleichzeitig als Untergrund für die Einzelhalter. Im goldenen Bereich lag der Fokus auf maximalen Spannweiten. Im Überlagerungsbereich gaben die Einzelhalter die Lage vor.

Im Foyer blieb die Lage der Unterkonstruktion gleich, um eine konsistente Optik zu gewährleisten. Dort mussten die Medienversorgung und Technikanschlüsse hinter der Wandverkleidung verschwinden. Mit Tapetentüren lösten wir dieses Problem elegant.

Unsere Liebe zum Detail spiegelt sich in diesem Projekt wider – eine Leistung, die mit dem German Design Award 2021 honoriert wurde.

Projektansichten

Weitere Werke