Giessen

Black Gold

Theaterlabor der Justus-Liebig Universitaet

In Gießen erhebt sich das Theaterlabor der Justus-Liebig Universität als ein architektonisches Juwel. Die Fassadenverkleidung des Gebäudes präsentiert sich als überlagerte Fassade, kunstvoll gestaltet von hjp Architekten aus Würzburg. Für dieses herausragende Projekt wurde uns der German Design award 2021 verliehen. Die Anmutung ist geprägt von einer feinen Faltung von Metall, das das Gebäude in elegantem Schwarz und strahlendem Gold umschließt, und damit eine zeitlose Schönheit verkörpert.

„Wir haben hier eine Anfrage zu unserem goldenen Material. Kannst du dir das bitte anschauen?“ war der Anruf, den ich von einem Materialhersteller erhielt. Was sich daraus entwickelte, endete im German Design Award 2021. Für hjp Architekten entwickelten wir die technisch hoch anspruchsvolle Umsetzung der Fassade. Wie immer, wenn etwas leicht erscheint, liegt die Arbeit im Verborgenen.

Mit seiner goldenen Fassade ragt der Bühnenkörper als homogener Block über die Technik-, Sozialräume und das Foyer hinaus und umschließt sie. Im Bereich des Foyers taucht die Außenfassade in den Innenraum ein, verkleidet Türen, Nischen und Technikbereiche und verlässt ihn an der gegenüberliegenden Seite wieder. Das Foyer wird, gleich einem Theatervorhang, mit einem gelochten schwarzen Blech umhüllt. Dieses hebt sich nur im Bereich des Foyers, öffnet den Blick nach innen und umschließt an allen Fassaden den Bühnenkörper. Mit diesem Entwurf entstand eine dreigliedrige, moderne Fassadengestaltung: Nur Gold. Nur Schwarz. Schwarz über Gold. Das Metall sollte dem Faltenwurf eines Vorhangs gleichen – in Gold mit kleinen Falten, in Schwarz mit doppelt so großen Falten.

Wir haben an unsere Fassaden zwei wichtige Gestaltungsansprüche: Keine sichtbare Befestigung – und wenn das nicht möglich ist, so weit wie möglich reduzieren. Beim Theaterlabor Gießen blieb nur die letzte Möglichkeit. Im Bereich Gold befestigten wir mit goldgefärbten Nieten, im Bereich des Vorhangs kamen schwarze Schrauben mit Dichtscheiben zum Einsatz, um das gelochte Blech zu befestigen. Beides ist nur beim genauen Hinsehen erkennbar. Ein Vorhang hängt. Nicht sichtbar am oberen Ende befestigt. Für das Schwarz des Vorhangs kam für uns die übliche, linienförmige Unterkonstruktion nicht in Frage, da sie das gesamte Erscheinungsbild zerstört hätte. Gemeinsam mit unserem Statiker entwickelten wir trapezförmige Halter, die in den schmalen Untergurten der goldenen Faltung befestigt wurden und in ihrer Auflagebreite dem Untergurt der schwarzen Faltung entsprachen.

Der zweite Gestaltungsanspruch ist bei uns vor vielen Jahren zu einem Mantra geworden: Keine Brüche an den Gebäudeecken. An diesen läuft die Verkleidung immer um die Ecke. Bei einem trapezförmigen Blech wie am Theaterlabor ist das nur mit Willen und Flexibilität lösbar – aber lösbar. Die letzten zwei Elemente vor der Gebäudeecke behandelten wir wie eine Ziehharmonika. Wir zogen oder stauchten die Breite so, dass die Falten von beiden Seiten an der Ecke vollständig endeten und sich von den restlichen Faltungen unmerklich unterschieden.

So wenig Unterkonstruktion wie möglich – das ist bei jedem Projekt die Zielvorgabe an unseren Statiker. Wir drehen an allen Stellschrauben, um eine äußerst geringe Anzahl an Wandkonsolen und hohe Spannweiten der Profile zu erreichen. Für die Lage der Tragkonstruktion gab es drei verschiedene Einbausituationen: Nur Gold. Gold mit Schwarz überlagert. Nur Schwarz. Bei Letzterem musste die Fassadenbahn als wasserführende Ebene des Lochblechs auf eine geeignete Unterkonstruktion geklebt werden. Diese stellte gleichzeitig den Befestigungsuntergrund der Einzelhalter für das schwarze Lochblech dar. Im Bereich Gold galt es, die maximale Spannweite des Profils auszunutzen. Im Bereich der Überlagerung Schwarz und Gold definierten wieder die Einzelhalter die Lage. Für alle Bereiche entwickelten wir Wandkonsolen, die auf die verschiedenen Anforderungen reagieren konnten.

Im Innenbereich des Foyers blieb die Lage der Unterkonstruktion gleich. Das Befestigungsbild ist innen wie außen identisch. Die Herausforderung im Inneren waren die Technikeinbauten. Das Foyer kann als eigene Bühne genutzt werden. Die Medienversorgung musste so hinter unserer Wandverkleidung verschwinden, dass dies nicht sichtbar ist. Mit Tapetentüren zauberten wir alles weg – nur beim genauen Hinschauen sind diese zu erkennen.

Unsere Liebe zum Detail spiegelt sich in diesem Projekt wider und wurde am Ende mit dem German Design Award 2021 belohnt.

hjp Architekten Würzburg
www.hjp-architekten.net

Traum aus Glas und Stahl

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