Moeckern

Metallic Waves

Die Zahl 1 in Gold, skizziert von Mike Fleischer.

Die Idee

Alles beginnt mit einer Idee – und der folgenden Antwort auf die E-Mail-Anfrage von Susann Stiehl, thoma architekten Leipzig:

„Bitte mal den Entwurf schicken. Vielleicht kann man für das Geld der Kalzip-Fassade etwas ‚Fassadenpreiswürdiges‘ bauen.“

Was als Spaß begann, wurde schnell ernst. Beim ersten Treffen entwickelten wir die Idee für die Fassade des Blockheizkraftwerks: den Energiewirbel. Dieser sollte über dreieckige Schindeln dargestellt werden, die sich optisch in Zylinderform drehen. Bereits drei Tage später war die bis zur Fertigstellung kaum noch veränderte Fassadenansicht gezeichnet – so schnell kann es gehen.

Kompletter Fassadenaufbau mit Unterkonstruktion, Dämmung und Schindelverkleidung aus matt poliertem, eloxiertem Aluminium.

Die Zahl 2 in Gold, skizziert von Mike Fleischer.

Herausforderungen

Doch zwei große Herausforderungen lagen noch vor uns:

1. Wie überzeugen wir die Stadtwerke Leipzig als Bauherrn?

2. Wie lösen wir die Kreuzungspunkte von sechs Schindeln, ohne dass unschöne „Knubbel“ entstehen?

Der nächste Schritt war die Auswahl der Oberfläche. Unsere Idee: Die Umgebung sollte diffus auf die Fassade reflektiert werden – das Grün der Bäume, das Blau des Himmels, die Straßenlampen als Lichtpunkte bei Nacht. Die Fassade sollte sich über den Tag hinweg ständig verändern und nie das gleiche Bild zeigen.

Unsere Wahl fiel auf matt poliertes, eloxiertes Aluminium. Mit diesem Konzept traten wir vor die Bauherrschaft und das Stadtgestaltungsamt – in der Hoffnung, sie zu überzeugen. Trotz zum Teil heftigem Gegenwind gelang es: Das Konzept wurde genehmigt.

Die Zahl 3 in Gold, skizziert von Mike Fleischer.

Machbarkeit

Nun lag es an uns, die Machbarkeit unter Beweis zu stellen und optisch zu überzeugen. In einem intensiven Prozess modellierten wir den Kreuzungspunkt aus zwölf Lagen Material mithilfe von 3D-Modellen und Lasertechnik. Nach einem Tag Arbeit hatten wir die Kreuzung so gestaltet, dass sie absolut flach erschien. Ab diesem Punkt war der größte Berg überwunden.

Um unseren Monteuren eine fehlerfreie Montage zu ermöglichen, entwickelten wir ein Konzept nach dem Prinzip „Malen nach Zahlen“. Die Fassade besteht aus 20 verschiedenen Schindeltypen – alle gleich hoch, jedoch unterschiedlich breit, um den Effekt der Drehung zu erzielen. Jede Schindel erhielt beim Laserzuschnitt eine eingravierte Kennzeichnung. Mit einem detaillierten Plan als „Landkarte“ konnten die Monteure die fast 4.000 Schindeln ohne Umwege anbringen.

Die Zahl 4 in Gold, skizziert von Mike Fleischer.

Die Auszeichnung

Während der Montage drehte der mdr die Serie „Zeigt uns eure Welt“ über das Handwerk und filmte vor Ort. In einer amüsanten Szene durfte Sarah von Neuburg zum ersten Mal mit einer Blechschere arbeiten – ein unvergesslicher Moment.

Mit diesem außergewöhnlichen Projekt bewarben sich thoma architekten um den Deutschen Fassadenpreis des Fachverbands für vorgehängte, hinterlüftete Fassaden – den „Oscar“ der Branche. Am 29.09.2022 in Berlin war die Spannung groß: Die Jury entschied sich einstimmig für das Blockheizkraftwerk Leipzig.

Projektansichten

Weitere Werke