Bretten

Champagne Metal

Die Zahl 1 in Gold, skizziert von Mike Fleischer.

Die Idee

In der idyllischen Kulisse von Bretten thront ein majestätisches Privathaus, das Modernität und Futurismus verkörpert. Seine Fassade ist mit champagnerfarbenen Rauten verziert, die nahtlos über die Kanten verlaufen und dem Gebäude eine einzigartige Ästhetik verleihen. Diese elegante Gestaltung integriert sich perfekt in die umgebende Landschaft und schafft eine harmonische Verbindung zwischen Architektur und Natur.

„Einmal neu bitte“ – so könnte man die Sanierung der Gebäudehülle bezeichnen. Die alte Hülle hatte das fünfte Jahr nicht erreicht, und die Einsturzgefahr der Fassade aus Porenbetondämmplatten und Putz war gegeben. Als wir gerufen wurden, war davon nichts mehr zu sehen. Allerdings war erkennbar, dass dieses Gebäude mehrfach umgebaut und erweitert worden war. Es gab alles: Ziegelmauerwerk, Porenbetonmauerwerk, Stahlbeton mit offen liegender Bewehrung und Holzständerwände.

Komplette Einhüllung des Gebäudes mit einer goldenen Kupferlegierung. Der Entwurf der Gestaltung der Fassade mit unterbrechungsfreien Ecken der Schindeln stammte von uns.

Kompletter Fassadenaufbau mit Unterkonstruktion, Dämmung, Tragkonstruktion in Form eines Trapezblechs, Schindelverkleidung.
Fassadenfläche: 500 m² Schindeln.
Dachflächen: 360 m² Doppelstehfalz, 160 m² Schindeln, 145 Stück Lüftungslamellen.
Material: Kupferlegierung.
Oberfläche: Gold.
Dicke: 0,7 mm

Die Zahl 2 in Gold, skizziert von Mike Fleischer.

Vom Gedanken zum Papier

Ab diesem Moment begaben wir uns auf eine dreispurige Straße:

1. Der Stahlbeton musste saniert werden.

2. Die Festigkeit des Tragwerks musste mittels Auszugsversuchen geprüft werden.

3. Es galt, ein Konzept mit unserem Statiker zu entwickeln, wie die Lasten der Fassade an die Wand gebracht werden könnten.

Alles lief parallel und traf sich an einem Punkt: Der Stahlbeton war saniert, wir wussten, was das Mauerwerk konnte – nicht viel. Zudem hatten wir ein Konzept für die gesamte Unterkonstruktion entwickelt: Alle Lasten wurden in die Zwischendecken und ins Mauerwerk mit Sonderkonsolen abgeleitet – nur die Windlasten blieben bestehen.

Die Kombination aus unserem Statiker und unserer eigenen Fertigung bot ein großes Spielfeld für Sonderlösungen, und genau diese benötigten wir auch hier. Üblicherweise haben Lospunktkonsolen eine Länge von fünf bis acht Zentimetern und ein Befestigungsmittel. Hier mussten sie jedoch zwanzig Zentimeter lang und mit zwei Klebeankern befestigt werden.

Die Fassadenverkleidung war mit dem Material TECU Gold als Schindelverkleidung geplant. Der Bauherr war sich mit TECU Gold unsicher, weshalb wir entschieden, zwei weitere Materialien mit unterschiedlichen Oberflächen zu bemustern: einen geschliffenen und gefärbten Edelstahl in heller Bronze sowie in einem dunklen Champagneton. Die Wahl fiel auf den Champagner-Ton. Eine Oberfläche, die je nach Tageszeit und Wetterverhältnissen changiert und durch den Schliff einen subtilen Glanz erzeugt.

Die Zahl 3 in Gold, skizziert von Mike Fleischer.

Drei Herausforderungen

Für die perfekte Passform wählten wir die Schindelgröße entsprechend der Fassadengröße. Als Grundgröße entschieden wir uns für ein Format von 40 x 40 cm. Die genaue Größe von 42,7 cm ergab sich aus der Fassadenhöhe nach Fertigstellung der Unterkonstruktion. Es gehört zu unserem Markenzeichen, die Schindelgröße immer an die Fassadenhöhe anzupassen, sodass die Fassade am Sockel mit einer halben Schindel beginnt und an der Attika ebenfalls mit einer halben Schindel endet.

Ein weiteres Markenzeichen von uns sind unterbrechungsfreie Gebäudeecken. Wir „wickeln die Schindeln ums Gebäude“. Bei diesem Projekt kam ein weiteres Element hinzu: Das Übel der Attika mit ihrem zum Teil notwendigen langen äußeren Schenkel ist für uns schon immer ein gestalterisches Graus. Der Schenkel musste weg. Und der Schenkel ist weg – normgerecht. Die Fassade soll ungestört wirken. Dazu gehört auch, dass die Fenster wie mit einem Skalpell aus der Haut geschnitten wirken. Keine Überstände an Leibungen und Sturz. Einzig die Fensterbank erhält als Schutz vor Verschmutzung der Fassade den Überstand.

Die Zahl 4 in Gold, skizziert von Mike Fleischer.

Finale Umsetzung

Die Herausforderung lag, wie immer, im Detail. Das Gebäude besteht aus fünfzehn Einzelflächen mit dutzenden Übergängen und Anschlüssen. Wir berücksichtigten bei jeder Fläche den Blickwinkel aufs Gebäude und aus diesem heraus. Wo konnten wir Flächen verschneiden, damit sie nicht ins Auge stechen? Wie führten wir Übergänge aus? Wie gingen wir mit Einbauten um? Besonders Letzteres war in der Untersicht eine Herausforderung. Notabläufe, Leuchten, Kameras und Entlüftungsöffnungen mussten so eingeplant werden, dass sie nicht in Erscheinung traten.

Das Meisterstück gelang uns jedoch mit der Schindelaufteilung der Untersicht. Der zentrale Ausgangspunkt für die gesamte Fassade war der Eingangsbereich. Die symmetrische Aufteilung der Decke stellte den zentralen Startpunkt für die gesamte Fassadengestaltung dar. Sämtliche Linien beginnen genau dort. Bei jedem Projekt kommt es am Gebäudeeck am Übergang von der Fassade zur Untersicht immer zu Verschneidungen. Normalerweise passt das nie – außer hier. Wir veränderten die Schindeln der Untersicht im Bereich des Gebäude-Ecks so in ihrer Geometrie, dass sich die Linien der Fassade nahtlos in denen der Untersicht fortsetzen. Die notwendige Asymmetrie der Schindeln ist ohne genaues Wissen nicht erkennbar.

Rückblickend ist wie immer alles einfach und logisch. Die Kunst besteht darin, im richtigen Moment die notwendige Idee zu haben.

Projektansichten

Weitere Werke